Die sogenannte Morgellons-Krankheit

Wir wollen uns hier an ein recht kontroverses Thema heranwagen, das nicht ganz einfach zu behandeln ist: Die sogenannte Morgellons-Krankheit. Sie besteht – genau weiß ich es nicht – etwa seit 2002 und wurde zuerst in Texas, Kalifornien und danach in allen Südstaaten der USA beobachtet.

Was die Definition so schwierig macht ist die ungeheure Vielzahl der Symptome, deren Anzahl man jetzt auf ca. 160 schätzt. Wie kann man hier überhaupt noch eine Diagnose stellen?

Man kann dies – und zwar deshalb, weil einige der Symptome für alle Kranken gelten.

Bevor ich beginne, die Einzelheiten der Krankheit zu schildern, die zuerst in den USA auftrat, hier einleitend ein paar Bemerkungen zum Namen “Morgellons”. Wie einige von Ihnen vielleicht schon wissen werden, ist dies keine offizielle Bezeichnung, sondern wurde von Marie Leitao “gefunden”, die selbst nach einer Bezeichnung für die merkwürdigen Symptome suchte, die ihr Sohn zeigte und für die ihr Arzt keine Erklärung hatte. Diese Geschichte wurde allerdings schon so häufig im Internet beschrieben, dass ich Sie damit nicht langweilen möchte. Sie können Sie aber auch leicht unter dem Stichwort “Marie Leitao” bei Google finden.

Da die Medizin also bei dieser neu aufgetretenen Krankheit völlig ratlos war, wurden die meisten Patienten von ihrem Hausarzt zum Dermatologen überwiesen, der aber die ungewöhnlichen Hautsymptome auch nicht zuordnen konnte. Viele Patienten wurden in dermatologische Kliniken überwiesen, konnten aber nicht wirksam behandelt werden und da die meisten unter Juckreiz litten und dem Gefühl, dass Insekten unter ihrer Haut krabbelten, musste man für die Erscheinung schließlich einen Namen finden.

Trotz der häufig ganz beträchtlichen Hautschädigungen dieser Patienten war man der Meinung (und ist es heute noch), dass es sich hier um Wahnvorstellungen des Kranken handeln müsse, da man keine Insekten und sonstigen Parasiten fand. Man gab der Krankheit also die Bezeichnung “Dermatozoenwahn“, was nichts weiter heißt als “Insektenwahn.” Dies ist die in Deutschland übliche Bezeichnung.

In den USA, von wo diese Krankheit stammt, wurde sie bisher “Delusional Parasitosis” genannt, was ebenfalls nichts weiter bedeutet als “eingebildete Parasiten.” Bei diesem kurzen Artikel soll es sich nur um die Benennung der Krankheit handeln, die sich etwas geändert hat, alle weiteren Einzelheiten werden später unter den übrigen Themenpunkten folgen.

Was ich so wichtig finde und weshalb ich heute so genau auf den Namen eingehe ist, dass nach langen Kämpfen und Protesten der Patienten die Krankheit im offiziellen Register der Diagnosebezeichnungen in den USA jetzt geändert wurde. Sie heißt nicht länger “Delusional Parasitosis”, sondern “Organic Hallucinosis” (unter F06.0).

Das Wort “Hallucinosis” zeigt ja, dass man immer noch glaubt, dass die Symptome halluziniert werden, man fügt jedoch das Adjektiv “organisch” hinzu. Für mich ist das eigentlich widersprüchlich, weil die Krankheit entweder organisch, das heißt, physiologisch sein kann oder eben halluziniert wird. Aber wie dem auch sei, dies ist ein Zeichen dafür, dass man anfängt, nachzugeben. Die Krankheit wird ja nicht als eine solche anerkannt.

Diese Änderung ist für die Kranken u.U. von großer Bedeutung.

In Deutschland weiß man das aber anscheinend noch nicht, denn ein mir bekannter Patient bekam gerade vor kurzem nach einer klinischen Behandlung die altgewohnte Diagnose: Man sagte ihm, dass er unter Wahnvorstellungen leidet. Da die Krankheit in Wirklichkeit systemisch ist und dieser Patient das seit langem weiß, kann man sich vorstellen, wie er sich nach zweiwöchiger Behandlung mit dieser Diagnose fühlte.

Das Auffallendste sind die feinen Fasern, die aus der Haut herauskommen und die man mit einem starken Vergrößerungsglas, manchmal aber auch mit dem bloßen Auge, erkennen kann, sowie Wunden auf der Haut, die sich nicht schließen wollen.

Der gesamte Komplex mutet unheimlich an und daher glauben auch viele Menschen, dass sich gestörte Gemüter die ganze Krankheit einbilden. Aber das ist ein voreiliger Schluss. Wenn tausende kranker Menschen sachlich ihr Krankheitsbild schildern und auch Fotos dazu liefern können, dann sollte man wohl anfangen, die Sache ernst zu nehmen und ihr näher auf den Grund gehen.

Das hat auch die American Medical Association schon im Jahr 2010 getan. Man hat ganz klar darauf hingewiesen, dass die Krankheit nicht psychisch, sondern physiologisch ist und von einem Dermatozoenwahn (Insektenwahn) keine Rede sein kann. Diese Botschaft ist aber anscheinend ungehört verhallt. In den Arztpraxen und Kliniken werden die Kranken weiterhin als psychisch gestört eingestuft, wobei sie manchmal durchaus abwertende bis zynische Bemerkungen einstecken müssen. Das gilt für die USA so wie für Deutschland und vermutlich für ganz Europa.

Ich habe mit fünf Patienten Kontakt gehabt, die alle mit der gleichen Diagnose nach Hause gingen: Psychopath. Eine davon lebt nicht mehr und die schweren Fälle sind häufig selbstmordgefährdet. Ich möchte Ihnen jetzt nicht unnötig Angst machen. Es handelt sich hier nicht um eine Epidemie und es besteht auch keine Ansteckungsgefahr in dem Sinn, wie man sich eine Grippe oder einfache Erkältung zulegt. Man muss mehr von einer Kontamination sprechen.

Wir werden alles nach und nach näher erläutern.

Gefährdet sind Menschen – und das gilt ja für die meisten Krankheiten – deren Immunsystem aus verschiedenen Gründen geschwächt ist.

Mein Anliegen ist dies: Bevor man sich mit einer genauen Diagnose festlegt, muss man die Ursachen und Auslöser einer Krankheit kennen. Das verlangt aber eine ziemlich aufwändige Forschung und es wundert mich nicht allzu sehr, dass
niemand das Thema ernsthaft aufgreifen will. Soviel ich weiß, sind in Deutschland die Mittel für die medizinische Forschung ohnehin sehr knapp. Was man aber tun kann und muss ist, hier das unselige Etikett „Psychopath” abschaffen, denn ein Mensch, der so eingestuft wird, erlebt die völlige Zerstörung seiner Existenz. Das ist mein erstes Ziel: Man muss den Namen „Morgellons” ruhig aussprechen dürfen.

Unsere Fragen lauten hier:

  • Durch was wird die Krankheit ausgelöst, woher kommt sie, wie konnte sie überhaupt entstehen und vor allem:
  • Wie kann man sie behandeln und letztendlich wieder heilen?

Wilde Vermutungen und Schuldzuweisungen helfen uns kaum weiter. Wir werden hier also versuchen, alles zusammenzutragen was an Krankenberichten, Erfahrungen der Ärzte und eigenen Beobachtungen erwähnenswert ist. Da die meisten der besten Texte aus den USA stammen, machen wir uns hier an die Übersetzung. Wir können auch hier und da schon ein paar Ratschläge bringen. Der Patient ist meistens auf eine Selbstbehandlung angewiesen.

Dresden, den 21.7.2012
Gregor Weisse

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