Wie metallische Zahnrestaurationen unsere Gesundheit beeinträchtigen

Insbesondere bei chronisch Erkrankten sollte das Ziel einer umfassenden medizinischen Diagnostik und Therapie darin bestehen, immunologische Belastungen zu identifizieren und zu beseitigen, um so das Immunsystem zu stärken und seine Funktionalität wieder zu verbessern. Dabei ist es entscheidend, gesundheitliche Belastungen auf möglichst vielen Ebenen zu erkennen und, soweit möglich, zu eliminieren, damit die individuelle Kompensationsfähigkeit, symbolisiert durch das „überlaufende Fass“ (Abb. 1), wieder erhöht und damit die Leistungsfähigkeit des Immunsystems gesteigert wird.
Auch Metalle im Körper tragen dazu bei, die Funktionalität des Immunsystems zu minimieren!
Wer sich mit Umwelt-Zahnmedizin beschäftigt, denkt bei diesem Thema zunächst an Amalgam. Dies ist berechtigt, da das aus Amalgamfüllungen permanent austretende Quecksilber als das giftigste nicht-radioaktive Element gilt. Die chronisch toxischen Effekte von Amalgam sind wissenschaftlich gut dokumentiert. Quecksilber ist für Nervenzellen zehnmal giftiger als Blei und dreimal giftiger als Arsen oder Cadmium. Der Einsatz von Amalgam ist in der Zahnmedizin ab 2025 jetzt endlich europaweit verboten.
Eine Zusammenfassung der erdrückenden Fakten zeigt, dass Quecksilber besonders schädlich für die Gehirnentwicklung bei Kindern ist und das zentrale Nervensystem, die Nieren, das Herz-Kreislauf-System sowie das Immunsystem beeinträchtigt. Quecksilber sammelt sich im Körper an (Kumulationsgift) und kann während der Schwangerschaft über die Plazenta und beim Stillen von der Mutter auf das Kind übertragen werden.
Es gilt jedoch der Grundsatz, dass kein Metall unter den wechselhaften physikalischen und chemischen Bedingungen im Mund absolut korrosionsbeständig ist. Das bedeutet, dass sich jedes Metall im Mund über einen bestimmten Zeitraum hinweg in einem gewissen Maße zersetzt. Der Zersetzungsgrad hängt dabei davon ab, wie edel das Metall ist und inwieweit sich verschiedene Metalle im Mund gegenseitig beeinflussen. Metall-Ionen, die in den Körper gelangen und sich in biologischen Strukturen anreichern, können biologische Funktionen beeinträchtigen. Alle eingesetzten Metalle, wie beispielsweise metallische Zahnimplantate oder Hüftprothesen, korrodieren, belasten das Immun- und Regulationssystem und können dadurch verschiedene Erkrankungen auslösen. Schadstoffe und Metalle können durch Wechselwirkungen Symptome hervorrufen, die für die evidenzbasierte Medizin oft unerklärliche Symptome auslösen können. Daher sind festgelegte Grenzwerte für Einzelstoffe keine verlässlichen Orientierungshilfen für Gesundheitsbewusste oder chronisch Kranke, sondern eher irreführend für die Allgemeinheit.
Die gesundheitsschädlichen Folgen einer Metallbelastung zeigen sich meist erst nach vielen Jahren und können sehr unterschiedlich und vielfältig sein. Zu den toxischen Unverträglichkeitsreaktionen metallischer Ionen gehören unter anderem:
- Enzymstörungen im Stoffwechsel
- Entzündungsreaktionen auf Metalle und deren Verbindungen
- Vergiftungen durch Metalle und deren Wechselwirkungen
- Autoimmunerkrankungen, ausgelöst durch Metalle
Dies führt zu:
- Funktionseinschränkungen der Entgiftungsorgane wie Nieren und Leber
- Beeinträchtigungen der Steuerungsorgane wie Gehirn und Schilddrüse
- Störungen hormoneller Systeme wie Hypophyse, Nebenniere, Genitalorganen, Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Prostata
- Beeinträchtigungen des zentralen und peripheren Nervensystems
- Enzymstörungen und damit des Stoffwechsels
Auch bei Titan sind diese Störungen nachgewiesen, obwohl dieser Werkstoff in der evidenzbasierten Medizin als allgemein sehr gut verträglich gilt. Allergien gegen Titan sind bisher kaum dokumentiert. Dabei wird jedoch übersehen, dass es neben Allergien noch andere Arten von „Unverträglichkeiten“ gibt, die wir klar unterscheiden sollten.
Neueste wissenschaftliche Studien belegen, dass Titan, das in der Zahnmedizin in der Implantologie überwiegend verwendet wird, im Knochen korrodiert. Überdurchschnittlich hohe Titanbelastungen wurden in Implantat tragenden Kieferknochen sowie in den zugehörigen regionalen Lymphknoten, der ersten Filterstation des Körpers, nachgewiesen. In einer weiteren Studie wurden in Knochenbereichen um Titanimplantate erhöhte Titan-Konzentrationen festgestellt, und auch in den regionalen Lymphknoten wurden erhöhte Titanwerte gemessen. Korrodiertes Titan kann verschiedene immunologische Prozesse auslösen.
Titan löst sich aufgrund seiner Position in der elektrochemischen Spannungsreihe und kann nicht nur im umliegenden Gewebe, sondern auch in entfernten Organen wie Milz, Lungengewebe und Lymphknoten nachgewiesen werden. Studien aus dem Jahr 2018 zeigen, dass Titan „stille Entzündungen“ auslösen und aufrechterhalten und so Mitverursacher bei der Entstehung chronischer Krankheiten sein kann.
Vor allem hoch dosierte Fluoridpräparate mit einem niedrigen pH-Wert, wie sie beispielsweise in zahnmedizinischen Prophylaxemitteln verwendet werden, können deutliche Oberflächenveränderungen in Form von Korrosion hervorrufen. Von allen untersuchten Substanzen verursachten Fluoride in vitro die stärksten negativen Veränderungen auf der Titanoberfläche.
Immunologische Reaktionen auf Titan treten vor allem bei genetischer Veranlagung auf und sind nicht allergischer, sondern entzündlicher Natur. Diese genetische Disposition kann durch einen sogenannten „Titan-Stimulationstest“ im Labor nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um eine spezifisch entzündliche Abwehrreaktion. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Test immer nur eine Momentaufnahme darstellt, was bedeutet, dass ein negatives Ergebnis möglicherweise kurz darauf positiv ausfallen könnte. Eine mögliche Ursache hierfür könnten ständige Auseinandersetzungen des Immunsystems mit anderen Titanquellen sein, die in Form von Titanoxiden als Weißmacher in vielen Kosmetika (auch Naturkosmetik), Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln (E171, Cl 77891 usw.) vorkommen. Bis 2022 wurden Titan-Nanopartikel in vielen Lebensmitteln gefunden, bis die EU diese Zusatzstoffe als krebserregend einstufte und sie verbot.
Während Allergien und genetisch bedingte Überreaktionen heute eindeutig über Bluttests (LTT, Ti-Stimulationstest, Effektortypisierung) nachgewiesen werden können, gibt es bisher keinen verlässlichen Test für immunotoxische Belastungen. Diese sind nur an ihren Auswirkungen erkennbar, wobei die chronisch toxische Wirkung aufgrund der niedrigen Dosierungen und des Faktors Zeit bei entsprechender genetischer Disposition sehr nachhaltig sein kann. Die möglichen Symptome treten meist nicht sofort auf, sondern erst nach einiger Zeit, oft so spät, dass ein direkter Zusammenhang mit den Toxinen schwer erkennbar ist. Auswirkungen sind auf allen Ebenen möglich.
Ähnliche „Nebenwirkungen“ sind bei jeder metallischen Zahnersatzversorgung wahrscheinlich.
Insbesondere Patienten mit chronischen Erkrankungen sollten bestrebt sein, immunologische Belastungen aller Art zu identifizieren und zu beseitigen, denn damit wird das Immunsystem gestärkt und seine Funktionalität verbessert (Bild 1). Eine gute Möglichkeit der Minimierung von immunologischen Belastungen wäre deshalb, beim Zahnersatz eine metallfreie Prothetik zu wählen.
Eine ausführliche Beschreibung der Einflüsse von Zähnen und zahnärztlichen Werkstoffen auf die Gesundheit, belegt mit zugehörigen wissenschaftlichen Studien, bietet das Buch „Hotspot Zahn“ (Elsevier-Verlag 2022)

Dr.med. dent. Johanna Graf ist Zahnärztin mit den Behandlungsschwerpunkten ganzheitlich-biologische Zahnmedizin und Umwelt-Zahnmedizin (praxis-dr-graf.de).
Sie studierte und promovierte an der Charité Berlin und begann 2012 ihre Ausbildung im Fachbereich Umwelt-Zahnmedizin und ganzheitlich-biologische Zahnmedizin in Straubing, München und Kreuzlingen/Schweiz. Seit 2015 ist sie Mitglied in der Praxis der Dr. Graf & Kollegen in Straubing/Niederbayern.
Dr. Johanna Graf ist Mitglied im Vorstand und Vorsitzende des AK Zahnmedizin in der Deutschen Gesellschaft für Umwelt- und Human-Toxikologie (dguht.de) und im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Neurodermitis, sowie Mitglied des International College of maxilla-mandibular Osteoimmunology (ICOSIM) und der ISMI (international Society of Metal Free Implantology).
Sie ist Lehrbuchautorin („Hotspot Zahn“, Elsevier-Velag München 2022), Co-Autorin des Buches „Demenz – Prävention und Therapie“ (KVC-Verlag Natur und Medizin Essen 2019) und Fachautorin für medizinische Zeitschriften-
Sie hat sich spezialisiert auf Keramikimplantate, metallfreie, digitale Prothetik, sowie die Behandlung von degenerativen Kiefernekrosen (Nico).
Kontakt:praxis-dr-graf.de