Studien/Fachartikel zur Kombination von Kräuterfermenten und Mikroorganismen

1. Impact of Lactic Acid Bacteria Fermentation on (Poly)Phenolic Profile and In Vitro Antioxidant and Anti-Inflammatory Properties of Herbal Infusions
Ozturk T. et al., Antioxidants, 2024 PubMed

Kurzabstrakt (DE):
Hier wurden Kräuteraufgüsse (Thymian, Rosmarin, Echinacea, Granatapfelschale) mit zwei Stämmen von Lactiplantibacillus plantarum fermentiert. Die Fermentation erhöhte die Gesamtmenge und das Profil der Polyphenole und damit die antioxidative Kapazität der Getränke. In einem Modell mit menschlichen Kolon-Myofibroblasten wurden zudem anti-inflammatorische Effekte (z. B. Reduktion von IL-6, IL-8, PGE₂) untersucht; besonders das fermentierte Thymian-Getränk zeigte verstärkte Effekte. Die Autor:innen folgern, dass lacto-fermentierte Kräuteraufgüsse bei entzündlichen Darmprozessen hilfreich sein könnten.

2. Effect of Lactic Acid Bacteria Fermentation on Plant-Based Products
Yang X. et al., Fermentation, 2024 (Review) MDPI

Kurzabstrakt (DE):
Diese Übersichtsarbeit fasst zusammen, wie Milchsäurebakterien pflanzliche Rohstoffe (Gemüse, Früchte, Kräuter, Getreide, Tee) biochemisch verändern. Beschrieben werden u. a. der Abbau komplexer Kohlenhydrate und Proteine, die Bildung organischer Säuren, Exopolysaccharide, Vitamine und die Umwandlung von Polyphenolen. Dadurch werden Nährstoffverfügbarkeit, Antioxidations-, Anti-Inflammations- und antimikrobielle Eigenschaften verbessert. Das Paper argumentiert ausdrücklich, dass Laktobazillen-Fermentation ein Schlüsselweg zur Entwicklung funktioneller pflanzlicher Produkte für die Gesundheitsprävention ist.

3. Herbal Extract Fermented with Inherent Microbiota Improves Intestinal Health by Exerting Antioxidant and Anti-Inflammatory Effects In Vitro and In Vivo
(Kräuterextrakt mit eigener Mikrobiota fermentiert)
Stadlbauer V. et al., 2025 PMC

Kurzabstrakt (DE):
Untersucht wurde ein fermentiertes Pflanzenmazerat aus 45 Kräutern, das mit der „eigenen“ Pflanzenmikrobiota vergoren wurde. In Darmzell-Modellen (IPEC-J2) verbesserte das Ferment die Barrierefunktion und senkte oxidativen Stress. In Immunzellen (THP-1) wurden pro-inflammatorische Zytokine reduziert und IL-10 erhöht. In Tiermodellen (Drosophila, C. elegans) verbesserte sich die Stressresistenz. Die Autor:innen diskutieren das Ferment als funktionellen Zusatz zur Verbesserung der Darmgesundheit und betonen, dass gerade die Kombination „Kräuter + Fermentationsmikroben“ die Bioaktivität der Inhaltsstoffe deutlich steigert.

4. Gut Microbiota-Targeted Therapeutics for Metabolic Disorders: Mechanistic Insights into the Synergy of Probiotic-Fermented Herbal Bioactives
Fan Y. et al., International Journal of Molecular Sciences, 2025 (Review) MDPI

Kurzabstrakt (DE):
Diese Übersichtsarbeit fokussiert speziell auf Kräuter, die mit Probiotika fermentiert wurden (v. a. traditionelle chinesische Heilpflanzen). Beschrieben wird, wie Fermentation durch Lactobacillus– und Bifidobacterium-Stämme Bioverfügbarkeit erhöht, toxische Komponenten abbaut und neue, besser resorbierbare Metabolite erzeugt. Gleichzeitig modulieren diese Fermente die Darmflora, steigern die Produktion kurzkettiger Fettsäuren, stärken die Barrierefunktion und senken Entzündung – insbesondere in Modellen von Adipositas, Typ-2-Diabetes und Fettleber. Betont wird der „Synergieeffekt“ aus pflanzlichen Wirkstoffen und lebenden Mikroorganismen entlang der Darm-Mikrobiom-Achse.

Lactic Acid Bacteria as Probiotics Improve Bioactive Compounds in Radix Angelica gigas (Danggui) via Solid-State Fermentation
Heo J. et al., Fermentation, 2025 MDPI

Kurzabstrakt (DE):
Hier wird eine klassische Heilwurzel (Angelica gigas) mit verschiedenen Milchsäurebakterien und weiteren Probiotika im Feststofffermentations-Verfahren vergoren. Während der Fermentation steigen Gesamtphenolgehalt, Flavonoide und antioxidative Kapazität um teils über 100 % im Vergleich zum unverarbeiteten Kraut. Es zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Bakterienwachstum und Zunahme der antioxidativen Parameter. Die Autor:innen schlagen vor, Solid-State-Fermentation mit Probiotika gezielt zu nutzen, um traditionelle Kräuterpräparate wirksamer und verträglicher zu machen.

6. Mutual Influence of Polyphenols and Lactobacillus spp. Bacteria in Food: A Review
Piekarska-Radzik L., Klewicka E., European Food Research and Technology, 2021 SpringerLink

Kurzabstrakt (DE):
Diese Übersicht beleuchtet das Wechselspiel zwischen pflanzlichen Polyphenolen und Lactobacillus-Bakterien. Polyphenole wirken antimikrobiell gegen viele pathogene Keime, können aber gleichzeitig das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern. Umgekehrt besitzen Lactobacillus-Stämme Enzyme, die Polyphenole in bioaktivere Metabolite umwandeln. Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass Lebensmittel, die reich an Polyphenolen und Lactobacillen sind, ein natürliches „synbiotisches“ System darstellen, das sowohl die Lebensmittelstabilität als auch die Darmgesundheit unterstützt.

7. Biochemical Composition, Antimicrobial and Antifungal Activities Assessment of the Fermented Medicinal Plants Extract Using Lactic Acid Bacteria
Gadhoumi H. et al., Archives of Microbiology, 2022 PubMed

Kurzabstrakt (DE):
In dieser Arbeit wird ein Auszug aus Heilpflanzen mit Lactobacillus acidophilus fermentiert. Nach der Fermentation waren Polyphenole, Flavonoide und Tannine deutlich höher als im nicht-fermentierten Extrakt. Parallel stieg die antimikrobielle und antifungale Aktivität massiv – u. a. gegenüber E. coli, Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa. Die Autor:innen folgern, dass Milchsäuregärung Heilpflanzen-Extrakte funktionell „aufrüstet“ und sowohl die biologische Aktivität als auch die Stabilität verbessert.

Link (Abstract, mit DOI zum Volltext):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35674987/

8. Fermented Foods as Functional Systems: Microbial Communities and Metabolites Influencing Gut Health and Systemic Outcomes
Park I., Mannaa M., 2024/2025, Review PMC

Kurzabstrakt (DE):
Dieses große Review beschreibt fermentierte Lebensmittel als „Mikro-Ökosysteme“, die lebende Mikroben und eine Vielzahl fermentationsbedingter Metabolite liefern. Die Autor:innen erklären, wie organische Säuren, modifizierte Polyphenole, Exopolysaccharide, Vitamine und Peptide gemeinsam die Darmmikrobiota, Barrierefunktion, Entzündung und Stoffwechsel beeinflussen. Besonders interessant für Ihre Fragestellung: Es wird betont, dass fermentierte Produkte oft gleichzeitig prebiotische Substrate aus Pflanzen (z. B. Ballaststoffe, Polyphenole) und probiotische Mikroben enthalten – also natürliche Synbiotika, die synergistisch auf das Darmmilieu wirken.

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Verantwortlich: Darya Shepeleva

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