Blockierte Selbstwerdung

Dass das Lebendige leidet, dass „das Leben an sich“ Leid ist, hat schon Buddha eindrucksvoll dargelegt. Alles was lebt ist lediglich eine sich unaufhörlich verändernde Struktur, ist ein Prozess, der unbeirrt von menschlichen Vorstellungen oder gar von menschlichen Träumen abläuft. Wir Menschen sind, um es mit dem Physiker Fritz-Albert Popp auszudrücken, lediglich raumzeitliche Lichtmuster, die aus dem scheinbaren Nichts kommen und wieder dorthin gehen.

Und es ist auf den Punkt genau dieses Nichtwissen unserer Herkunft vor der Geburt und das Nichtwissen unserer Zukunft nach dem Tod, was in uns so unendlich viel Lebens-Leid erzeugt: Unser Denkapparat und alle seine Inhalte stoßen an Wände, von denen keinerlei Auskunft kommt. Wir erfahren unsere Denkfähigkeit in allen wesentlichen Punkten unseres Daseins als ergebnislos, als begrenzt, als sinnlos.

Erfolgreich ist unser Denken an der Oberfläche, in der Organisation des Lebens, im Tun (wie sinnlos es letztendlich auch sein mag), im logischen Kombinieren. Aber auch bei unserer Logik stoßen wir an jene Mauer: Kurt Gödel, der weltbekannte Mathematiker und Logiker des 20. Jahrhunderts (1906-1978) wies nach, dass jede logische Behauptung (gleich um welche Sache es sich handelt) in ihrer letzten Aussage unlogisch sein muss („Unvollständigkeitssatz“).

Unsere Denkfähigkeit ist beim Wissen um den Tod steckengeblieben, ratlos, perspektivlos, blind. Dies war die Vertreibung aus dem Paradies – kombiniert mit Unfähigkeit, dieses Schicksal dankbar anzunehmen. Es gelingt mir als Mensch nicht, einfach nur froh zu sein, jetzt leben zu können und diese eigene Lebendigkeit zu genießen, nein, ich muss mir mein Umfeld für meine eigenen Zwecke gefügig machen.

Es gelingt mir als Mensch nicht, in Frieden zu leben, indem ich alle anderen Menschen in ihrem Frieden leben lasse, ich kann die Anderen nicht als mir gleichwertig ansehen, nein, ich muss sie beherrschen können. Es gelingt mir als Mensch nicht, mit dem, was ich habe, auszukommen. Meine erfüllbaren Bedürfnisse zu befriedigen genügt lange nicht, ich muss Wünsche realisieren, die auf Kosten anderer Menschen gehen, die auf Kosten dieses Planeten gehen. Zerstörung wird dann positiv, wenn durch sie meine Wünsche befriedigt werden.

Unser Denkapparat zeigt sich letztendlich, im Weiterdenken dieser zutreffenden Logik, als eine persönliche Station der Zerstörung, um den Preis eines eigenen anzunehmenden Vorteils. Es geht immer und ausschließlich um diesen Vorteil, auch wenn ich mir diesen lediglich phantasiere. Es geht immer und ausschließlich um einen Vorteil, auch wenn ich diesen durch große, edle Worte und vordergründige Taten versuche unsichtbar zu machen.

Da ein Vorteil für mich immer nur zu realisieren ist, wenn einem anderen Menschen (oder der Natur) dadurch ein Nachteil entsteht, zieht jedes Vorteilsdenken eine Zerstörungsspur hinter sich her. Das können sehr feine Energien sein, von keinem der Beteiligten wahrgenommen oder, wenn doch, als „gottgegeben“, als „natürliche Ordnung“ hingenommen – doch: jedes Denken und seine Folgen sind eines. Jedes Reden und seine Folgen sind eines. Jedes Handeln und seine Folgen sind eines.

Da sich unser Denken weigert, alle diese logischen Tatsachen wahrzunehmen, geschweige diese anzuerkennen, ist es behandlungsbedürftig. Das Denken in all diesen Gier-Kategorien, und seien sie noch so fein und verschleiert, ist krank. Der homo sapiens, insbesonders in seiner westlich geprägten Form, ist prinzipiell geisteskrank. Wir alle sind es, mehr oder weniger ausgeformt, einfach weil wir Menschen sind.

Die Blutspur über diese Erde – meist im Namen eines monotheistischen Gottes – lässt sich seit dem Übergang des Matriarchats ins Patriarchat vor etwa 4.000 Jahren gut verfolgen, denn genau in dieser Übergangszeit wurde der Krieg erfunden. Die „Macht-Euch-die-Erde-untertan-Fetischisten“ besitzen Macht und Ansehen, haben die Universitäten fest in der Hand, leiten die Konzerne und steuern die politische Klasse.

Das „Atman-Projekt“ der Evolution, die Selbstwerdung des Menschen zu einem universell fühlenden und denkenden Wesen wurde blockiert, dies ist sicher. Wurde das Projekt dadurch beendet? Das wäre der Untergang des homo sapiens in seiner heutigen Form. Nach meiner Sicht stehen wir genau an diesem Punkt, an welchem diese Frage eine ungeheure realistische Dimension bekommt. Schaffen wir den Bewusstseinssprung zur Heilung bzw. zur Weiterentwicklung dieses in Krankheit verharrenden Gehirns?

Der Weg in ein neues Bewusstsein, das keinesfalls neu ist, sondern uralt, ist nur zu schaffen, wenn wir wissen, was da in unserem Kopf vor sich geht. Jeder von uns muss sein eigener Arzt sein, um in die verwirrenden Stränge dieser Neuronen-Ansammlung hineinzusteigen, die wir unser Gehirn nennen. Schonungslos gilt es diese Realität zu betrachten. Ergebnisoffen muss jeder von uns seine Schlüsse ziehen. Dann gilt es, danach zu handeln.

Vorsicht, wenn wir von „Bewusstsein“ sprechen – so, als gäbe es nur eines oder ein einheitliches Bewusstsein, das erweitert oder verkürzt werden kann. Jedes Bewusstsein ist prinzipiell individuell, obwohl es einen sehr hohen kollektiven Anteil hat, (der wiederum unbewusst ist). Es gibt Stufen des Bewusstseins, die sich in ihren Qualitäten unterscheiden. Je klarer meine Realitätserkenntnis ist, desto höher ist mein Bewusstsein.

Ausschlaggebender Punkt zur Bewusstseinsklarheit sind meine Fragestellungen an das Leben. Durch die Art meiner Fragestellung verändert sich auch die Antwort, die mich aus dem Gesamtspeicher alles Wissens erreicht. Die Antwort bedeutet immer, dass ich meinem kleinen, eingeengten Bewusstseinsspeicher einen neuen Inhalt zufügen kann – dieser war bis jetzt nicht in mir vorhanden und deshalb nicht im Bewusstsein. Dies muss gut verstanden werden, deshalb ist die Frage klären, was mein Bewusstsein eigentlich ist.

Mein Bewusstsein

  • ist die Gesamtheit meines Geistes, meines Denkens.
  • besteht aus alledem, was zu meinen Gedanken geworden ist und was diese Gedanken zu meinen Vorstellungen zusammengefügt haben.
  • besteht aus meinen Sinneswahrnehmungen, aus meinen Gefühlen, aus meinen Sorgen, meinen Ängsten, meinem Vergnügen (im weitesten Sinne) und aus dem, was ich meine, was ich mir vorstelle, was ich glaube oder was ich nicht glaube. Allem was ich zustimme und allem was ich ablehne ist mein Bewusstsein.
  • ist aufbewahrtes, gespeichertes Denken, das aus diesen Inhalten seine Schlüsse zieht. Dieser Speicher ist begrenzt, denn er nennt ja sein eigen lediglich eine winzige Auswahl dessen, was möglich ist – meine Auswahl, das, was sich mir angeboten hat. Anderen Menschen werden andere Erfahrungen angeboten, sie haben ein Bewusstsein entsprechend dieser Erfahrungen.
  • verändert sich immer nur innerhalb dieser vorgegebenen Begrenzungen.
  • in der Regel weiß der Mensch nicht, dass sein Bewusstsein, seine Art zu denken und dadurch die Welt zu sehen und zu interpretieren, lediglich ein winziges Segment der Deutung ist, neben Milliarden anderen Segmenten. Er meint irrtümlich, so wie er die Welt interpretiert, so sei die Welt. Dies führt zu einer einschränkenden, mechanischen Lebensweise, bis hin zu einer gefängnisartigen Einmauerung.

Dieser mein Erlebensspeicher, dieses winzige Segment aus Milliarden von Möglichkeiten, wird zu meinem Lebenszentrum, zu meinem Ich, zu meinem Ego, zum irrtümlichen Wahrheitszentrum, welches ich der Welt um mich überstülpen will. Ich mache aus meiner Begrenzung, (die ein Gefängnis ist), ein Dogma für die Welt.

Und dies ist der Punkt, in welchem sämtliche Konflikte entstehen: das Aufdrängen meiner eigenen Begrenztheit, meiner Weltsicht, meiner Meinung, meiner „Wahrheit“ führt zu Widerstand, zu Gegendruck und erzeugt eine prinzipielle Unordnung mit allem, auf das ich mich einlasse. Diese Egozentrierung: Ich hier, um mich die (feindliche) Welt, die es zu bezwingen gilt, schafft prinzipiell krankmachende Dauerkonflikte, denn die Umwelt lässt nicht zu, dass ich meine erste Rolle, die ich spielen will, ständig auslebe.

Um diese Ursache alles Leids dieser Welt in mir zu durchbrechen, muss ich dieses zerstörerische egozentrierte Denken und Handeln erkennen. Meine neue innere Struktur heißt dann: holistisch denken, fühlen, handeln.

Siehe Vertiefung: “Sind wir ein Hologramm?”
 

Das Denken

  • ist die Reaktion des Gedächtnisses auf Reize der Sinne.
  • ist immer Leid, ist immer ein Gefühl von Verlust.
  • ist die eigentliche Ursache für unsere Probleme.
  • kann niemals kreativ und intuitiv sein, weil er die eigene Vergangenheit ist.
  • ist linear, will in gerader Linie immer nach vorne gehen: Immer schlauer, immer listiger, immer scharfsinniger, immer unehrlicher, immer verdorbener, weil immer schneller den eigenen Vorteil suchend, auf Kosten anderer.
  • hat immer und ausschließlich den eigenen Vorteil im Sinn – man muss nur den Schleier der Selbsttäuschung wegschieben.
  • ist immer eine Anstrengungs-Aktivität – will etwas haben oder nicht haben, will etwas sein oder nicht sein, will immer einen Mittelpunkt der Welt bilden.
  • hat als Mittelpunkt „Ich-mein-mir-mich“ und schafft dadurch immer und ausschließlich Probleme, Konflikte, Komplikationen.
  • bläht mein Ich auf – und meine Probleme enden erst, wenn dieses Ich als Mittelpunkt der Welt nicht mehr vorhanden ist.

Als „Denken“, „Geist“, „Bewusstsein“ bezeichnen wir die Summe alles dessen, was mein Denken im Laufe meines Lebens zusammengefügt hat. Es begann mit dem ersten Augenaufschlag nach der Geburt – bis heute in diesem Moment. Jeder einzelne Gedanke hat sich in einem Speicher gesammelt – kein Gedanke, den ich je gedacht habe, ist verlorengegangen. In diesem meinem Gedanken- und Erlebensspeicher sind alle Wahrnehmung meiner Sinne gespeichert, mit aller je erlebten Freude, mit aller Not, aller Qual, allen Ängsten.

Wenn mir dieses nicht bewusst ist, dann gibt es von allem Erlebten energetische Verbindungen zum Heute und Jetzt, die mich in meinen Entscheidungen heute beeinflussen, ohne dass ich dies realisieren kann. Gerade die „destruktiven Zellspeicherungen“, wie die negativen Qualitäten meines Speichers genannt werden, haben eine ungeheure Kraft und können mein jetziges Erleben total bestimmen.

Das Bewusstsein, das nach der Geburt noch eine Einheit mit der Umgebung war, hat sich nun im ersten Lebensjahr des jungen Menschen gespalten und hat zwei aus sich gemacht: Das Denken hat die Bi-Polarität eingeführt und sich (als Subjekt, als Handelnden) einen Denker konstruiert, der über das Denken (als Objekt) verfügen kann. Dieser Denker, der sich virtuell aus dem Denken heraus erschaffen hat, ernennt sich nun selbst zum Zentrum, zum Ich, zum Ego, wie es in Griechisch heißt.

Dieses Ich ist Wiedererkennen, ist ein Vorgang des Wiedererkennens von gespeicherten Gedanken, die in das Jetzt eingebaut werden, damit man versteht, was gerade geschieht.

Noch einmal: Der Geist, das Denken, das Bewusstsein konstruiert sich dieses „Zentrum“, das keines ist. Der Denker entsteht, indem das Denken ihn erschafft.

Das Neugeborene öffnet irgendwann die Augen und nimmt eine Welt wahr. Es weiß noch nichts von sich, weiß nicht, ob es ein Kaninchen ist, ein Hund oder ein Menschenkind. Der geborene Mensch beginnt durch die Wahrnehmung seiner Sinne zu denken. Der Vergangenheitsspeicher entsteht und ab diesem Moment beginnt sich mein Erlebensspeicher (der ja schon bei der Zeugung angelegt wurde und die Erlebnisse im Mutterleib aufgezeichnet hat, zu füllen.

Irgendwann sagen sich diese Denkvorgänge, dass sie eine eigene Wesenheit seien. Wenn dann ein Name gegeben und vom neuen Menschen als eigen wahrgenommen wird, beginnt die Illusion sich zu verfestigen: das Ich ist erschaffen.

Das muss verstanden werden: Nicht das Ich denkt, sondern das Denken erschafft das Ich. Das Ich wird gedacht. Frage: Wer oder was denkt mein Ich? Wer oder was ist der Verursacher?

Die Analogie vom ichfreien Denken des Säuglings zum Träumen des Menschen nach der so genannten Ichfindung ist frappierend: Das Ich meines Bewusstseins hat keinerlei Einfluss auf meine Träume, oft unglaublich absurd, verwirrt und ängstigend. Ich werde geträumt und ich weiß nicht von wem.

Nachdem also der Verstand/Geist/Denken das Ich erschaffen hat, hat sich in einem gewaltigen Trugschluss das Ich vom Denken abgetrennt. Der Denker hat sich vom Denken getrennt und spielt sich als vermeintlicher Herr auf, welcher dem Verstand nun sagen will, was dieser Verstand tun und denken soll. Das Ich-Bewusstsein will über seinen Inhalt herrschen – eine absolute Unmöglichkeit. Das Ich wird größenwahnsinnig, es erkennt nicht, wie winzig es ist, wie klein, wie abhängig, wie gesteuert.

Diese Aufspaltung schafft nur eines: Leid, innere Not, Probleme und Konflikte mit allem, was mir begegnet. Warum? Weil das Denken von meinen Konditionierungen, die mir nicht bewusst sind, gesteuert wird. Ich bin nicht der Denker, getrennt vom Denken. Ich bin was ich denke, ich bin was ich fühle, ich bin was ich empfinde und spüre. Ich bin das, wovon ich meine, ich habe es. Ich bin Nichtzwei bei allem, was sich innerlich in mir abspielt.

Ich muss die Ich- Befehlsebene als Denker verlassen und mein Denken beobachten, damit ich zur Selbsterkenntnis komme, die mich zum Verstehen führt. Der Denker wird eins mit seinem Denken und versteht. Wenn ich verstehe, kann ich diese Ebene der Dauerkonflikte verlassen und stoße durch zur Kreativität, zur Anbindung an die Alleinheit. Dann verschwindet die innere Angst.
 

Der Gedächtnisspeicher, Sammelbecken der Vergangenheit

Alles das, was ich neu erlebe, verknüpft sich sofort und auf der Stelle mit diesem Vergangenheitsspeicher. Meine Bewertung, meine Beurteilung des Jetzt-Vorgangs als gut oder schlecht, als passend oder nicht passend, richtet sich nach den Vorgaben im Speicher. Die aufbewahrten Erinnerungen schnappen sich sozusagen das Neu-Erlebnis oder die sich anbahnende neue Erkenntnis und schieben alles in die entsprechend vorhandene Schublade. Damit bin ich in scheinbarer Sicherheit – alles ist, wie ich es kenne und in der Vergangenheit bewertet habe. Ich muss meine Begrenzung nicht verlassen und kann selbstbestätigend oder selbstzufrieden sagen:
Das ist so, und das ist so – basta! Einwand oder Widerspruch zwecklos!

Dieser mein Denkspeicher hat als Grundlage zwei Mechanismen, die enorme Fehlerquellen verursachen:

  1. Ich messe alles, was mir begegnet, an dem, was ich erlebt habe und sehe somit die aktuelle Jetzt-Welt um mich in dieser meiner eigenen gespeicherten Vergangenheits-Qualität. Hatte ich z. B. eine kindliche Umwelt voller Misstrauen, voller Lügen und Unaufrichtigkeit, dann misstraue ich heute jedem, bin voller Misstrauen und prinzipiell unaufrichtig. War meine Kindheitswelt großzügig und voller Vertrauen zu den Menschen, dann kann ich als Erwachsener genau mit diesen Qualitäten umgehen und sie anwenden.
  2. Viele, viele Inhalte meines Denkspeichers sind nicht durch eigenes Erleben entstanden, sondern durch Glaubenssätze, durch Konditionierungen, die mir von außen aufgezwungen wurden. Mein Gehirn übersetzt eine jetzt stattfindende Tatsache gemäß dieser Konditionierungen.

Meine Eltern, meine Lehrer usw. haben ihre Erklärungen, wie die Welt sei, in mich eingepflanzt, und ich habe sie übernommen. Da dieses Übernehmen, diese Fremdbestimmung mit Schmerz verbunden war (schließlich wurde psychischer Zwang ausgeübt), habe ich diese Konditionierungen ins Unbewusste abgespalten. Von dort aus wirkt dieser Zwang, wie an einem Vergangenheitsfaden hängend, auf mein Jetzt. Mögen Vater und Mutter schon lange tot sein, immer noch handeln sie in mir und lassen mich zwanghaft Dinge tun, die ich eigentlich nicht tun will und die ich niemals habe tun wollen.

Der Gedächtnisspeicher lässt mich alles, was heute geschieht, durch diesen Filter sehen, der mir die Klarheit der Realität nimmt und mir damit die Wahrnehmung trübt. Diesen Filter zu beseitigen, der Wahrnehmungsstörungen noch und noch erzeugt, ist die erste Aufgabe meiner geistigen Bewusstwerdung. Ich muss wieder fähig werden zu beobachten, was tatsächlich geschieht, um mich und in mir! Dafür muss ich meine Denk-Beschränktheit erkennen und somit seine Allmacht-Phantasie beenden. Jetzt kann ich durchstoßen in die Kreativität, in das Denken des Universums, das allein im Jetztmoment geschieht, ohne jede Vergangenheit. Ich lasse die Vergangenheit sterben, einfach sterben – dann ist die Erinnerung nicht tot, aber ihre negative Kraft.

Der Geist schließt sich ein und

  • schafft sich eine Ich-Isolation.
  • baut sich ein Gefängnis aus Vergangenheit und Erleben (Erinnerungsvermögen und momentaner Erfahrung).
  • schafft sich ein Muster, das zu einem Denkzwang wird.
  • fängt sich selbst in seinem Muster und wird müde, abgestumpft, empfindungslos. Falls es dies irgendwann merkt, sucht er ein anderes Muster, statt die Mauern dieses Gefängnisses einzureißen. Mein Muster wird zu einer sich immer wiederholenden stumpfsinnigen Melodie.

Der Geist

  • vergleicht und urteilt: Dieses vergleichende Urteilen – das sich immer nach der Vergangenheit richtet – stumpft den Geist ab.
  • schafft Widerstände gegen Tatsachen und hat eine große Trickkiste parat:
    • A: Die Tatsache wird weggeblendet, nicht zur Kenntnis genommen, es gibt sie einfach überhaupt nicht.
    • B: Die Tatsache wird (intellektuell) wegerklärt, indem schlüssig klingende Argumente gesucht und gefunden werden, warum alles ganz anders ist.
    • C: Die Tatsache wird gerechtfertigt, indem sie positiv umgedeutet wird. Jede Strategie der Tatsachen-Filterung ist eine Weigerung, sich mit dem Schmerz der Realität auseinanderzusetzen.

Die grundlegende Erkenntnis, die tief als Wissen in mich eingegraben werden muss heißt:
Die Wirklichkeit liegt nicht innerhalb meiner Denkfähigkeit. Die Wirklichkeit liegt nicht innerhalb meines Geistes – meine Geistvolumens – meines Denkens!

Alles, was geschieht, was mit den Sinnen gesehen, gespürt und gefühlt wird, das wird gespeichert und ist nicht mehr zu löschen – niemals mehr. Es entsteht meine Wirklichkeit, welche lediglich die Interpretation meiner Erlebnisse ist – und die ich dann irrtümlich für die Welt schlechthin halte.

Diese meine kleine, eingegrenzte Wirklichkeit, mein persönliches soziales Programm, ist eine winzige, individuelle Wirklichkeit – gegenüber der unendlich großen Wirklichkeit, die außerhalb meines Geistes liegt und die ich niemals insgesamt erfahren kann.

Werde ich als Kind in ärmlichen Verhältnissen geboren, in welchen tatsächliche finanzielle Not herrscht, wird meine Wirklichkeit komplett anders aussehen, wie als Kind von (vielleicht „satten“, selbstgefälligen) Beamten. Bin ich gar in ein sehr wohlhabendes Adelsgeschlecht hineingeboren, oder in eine reiche Kaufmannsfamilie, dann sehen die Wirklichkeiten wieder komplett anders aus.

Ich lebe in einem Segment der Wirklichkeit, die ich irrtümlich für die Wirklichkeit an sich halte. Was ich verstehen muss, will ich die Qualitäten meines Gehirns verstehen, wie es funktioniert und was an ihm höchst problematisch ist:
Die Welt existiert nicht in dem Sinne, dass sie objektiv vorhanden wäre. Sie ist lediglich ein Spiegel, in welchen ich schaue. Was mir dieser Spiegel als „Welt“ zeigt? Allein die Denkprozesse des eigenen Geistes!

Die Frage aller Fragen, die ich gerne von Jiddu Krishnamurti übernehme: „Könnte ich die Wirklichkeit entdecken, die außerhalb meiner eigenen, persönlichen Erfahrung liegt?“

Jedes Problem, das mir im Leben begegnet, entsteht innerhalb meines begrenzten Denkvermögens – ist hier eingebettet. Diese Begrenzung lässt das Problem entstehen. Die Blindheit gegenüber der Verursachungsebene, welche sich in der tatsächlichen Realität befindet, lässt das Problem entstehen. Aus meiner Erfahrung heraus, in meiner Welt, kenne ich die Lösung nicht. Würde ich sie kennen, gäbe es kein Problem, wäre es nie entstanden. Und das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Problemen – eines löst das andere ab. Jede Problemlösung erzeugt ein neues Problem. Die scheinbare Lösung ist bereits das neue Problem – eine endlose Kette, ein Tappen im Dauerdunkel – in der eigenen Begrenztheit.

Gelingt es mir, die Wirklichkeit zu sehen, in welche das Problem eingebunden ist, in welcher das Problem entstanden ist, löst sich das Problem sofort. Der eigene, beschränkte Geist entdeckt die Wirklichkeit und integriert diese in seinen Speicher – es gibt kein Problem mehr.

So ist der Vers 64 im Tao Te King zu verstehen, in welchem Lao Tse schreibt:

Man muss auf eine Sache einwirken, bevor sie entsteht.“
„Man muss eine Sache ordnen, bevor sie verwirrt ist.

Die Verwickelungen, welche das Problem erzeugt hat, lösen sich automatisch, wenn ich die Ebene der Wirklichkeit in meinen Geist integrieren kann. Das kann sehr schmerzlich sein, da ja die Wirklichkeit sofort mit dem Erkennen und Verstehen die Fäden der Bindung durchschnitten hat. Diese können mir noch sehr lange Schmerzen bereiten, mir „links und rechts um die Ohren fliegen“. Vielleicht muss ich meinen Partner, der mich seit Jahr und Tag betrogen hat, aus der Wohnung werfen – oder ich muss gehen, weil ich betrogen habe. Ich kann aber bereits tief in mir die Freiheit von ungesunder, abhängiger Bindung spüren, selbst wenn um mich scheinbar das Chaos tobt.

Aber – das Problem „wickelt sich ab“. Das Karma löst sich auf, was sehr schnell gehen oder auch sehr lange dauern kann – aber so geht das unumstößliche, Gesetz von Ursache und Wirkung seinen Weg, vom kleinen Menschen nicht beeinflussbar.

Eines der grundsätzlichen Probleme des Menschseins ist, dass es keinen vorgezeichneten Weg für mich gibt, der zu gehen wäre, und alles ist gut. Und es gibt kein Ziel für mich, das ich erreichen könnte, und alles ist gut.

Alle angebotenen Wege sind entweder Scheinwege oder solche, die andere vor mir gegangen sind – beide Arten sind wertlos. Es gibt keinen Weg, der zu gehen wäre außer dem Weg, den ich mir Schritt für Schritt selbst „ergehe“. Und ein Ziel? Ich meine ein endgültiges, ultimatives Ziel, keine Etappe: Wer denkt oder behauptet, er kenne das Ziel oder er hätte es gar erreicht, der kann getrost als Vorbild abgehakt werden, denn dieser ist zumindest einem Irrtum erlegen – jedenfalls betrügt er sich selbst.

Weg und Ziel eines jeden, der nach Wahrhaftigkeit und Erkennen strebt, sind im großen universellen Speicher eingebettet. Mein Weg und mein Ziel sind natürlich vorhanden, aber umschlossen vom großen göttlichen Geist, von welchem ich mich ja ein winziges Segment bin.

Die Selbstwerdung ist dann erreicht, wenn ich mich als Teilnehmer all dessen was ist und was nicht ist fühlen kann. Wie dieser Zustand sein könnte, wie ich ihn erreichen könnte, das ist die Frage, der wir nachgehen. Der Weg dorthin führt über die Heilung meines Geistes, über die Heilung meines Körpers zu jenem kosmischen Ziel, das weder erkannt noch formuliert werden kann; aber es ist – und ich bin Teilnehmer – dies allein zählt.

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