Mehr als nur ein Schlafhormon! Anwendung und Wirkweise:
Melatonin ist ein Neurohormon, welches den Schlaf/Wach-Rhythmus des Menschen steuert und somit enorm wichtig für einen gesunden Schlaf ist. Dieser wiederum ist wichtig für einen gesunden Körper und das allgemeine Wohlbefinden.
Allerdings kann Melatonin noch viel mehr. Gerade in Zeiten, in denen wir stark auf unser Immunsystem angewiesen sind, kann Melatonin neue Immunzellen entstehen lassen und gleichzeitig als starkes Antioxidans wirken. Es verbessert das Gedächtnis, schützt die Augen, hält jung und bringt den Darm in Schwung.
Melatonin wird hauptsächlich in der Zirbeldrüse gebildet
Wenn es dunkel ist, wird die Zirbeldrüse durch Signale, welche vom Auge über den Nucleus Suprachiasmaticus (SCN) – eine Gehirnregion welche viele Informationen der zyklischen Abläufe im Körper sammelt – an sie weitergeleitet werden, zur Ausschüttung von Melatonin veranlasst. Über die Blutbahn verbreitet sich das Hormon im gesamten Körper. Sobald die Rezeptoren verschiedener Zellen mit Melatonin in Kontakt kommen, werden Signale ins Zellinnere gesendet, woraufhin sich die Abläufe der Zelle verändern. Einige Zellen kurbeln ihre Aktivität zurück, andere lassen die Körpertemperatur sinken und der gesamte Grundumsatz wird heruntergefahren. Das ist der Grund, weshalb wir bei Nacht müde und schläfrig werden.
Guter Schlaf, wichtig für einen gesunden Körper
Melatonin wirkt, naheliegend, schlaffördernd. Gute Wirkung konnte bei Menschen beobachtet werden, deren Melatoninspiegel aus endogenen Gründen reduziert ist (z.B. alte Menschen) und bei Menschen, deren Tag/Nacht-Rhythmus gestört ist, durch Schichtarbeit etwa oder lange Reisen mit Zeitverschiebung.
Im Schlaf arbeitet unser Immunsystem auf Hochtouren. Der Körper nutzt diese Phase, um so viele Gifte wie möglich aus dem Körper zu leiten. Wird dem Körper über lange Zeit der Schlaf vorenthalten, sammeln sich Gifte an und belasten so das Immunsystem. So haben Angreifer wie Viren oder Bakterien ein leichtes Spiel.
Tipps für einen erholsameren Schlaf: https://www.gesund.at/psyche/schlaftipps
Jungbrunnen Melatonin?!
Während der Tiefschlafphase sorgt Melatonin für die Ausschüttung des Wachstumshormons (HGH) Somatropin. Dieses Hormon repariert und erneuert den Körper indem es überall im Körper neue Zellen entstehen lässt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Substanzen kann Melatonin die Blut-Hirn-Schranke wesentlich schneller passieren. So kann im Gehirn nicht nur die eigens produzierte Menge an Melatonin wirken, sondern auch die, welche über die Nahrung zugeführt wird. Im Gehirn kann sich also eine höhere Konzentration bilden als im Blutplasma. Dieser erhöhte Melatoninspiegel zeigt nun neuroprotektive Wirkung, bedeutet: die Nervenzellen im Gehirn werden geschützt. Besonders dann, wenn der Körper von oxidativem Stress oder Entzündungsprozessen betroffen ist, wie es bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer der Fall ist.
Melatonin unterstützt das Immunsystem!
- Es fördert die Synthese vieler Immun- und Killerzellen und beschleunigt die Informationsübermittlung des Immunsystems.
- Als starkes Antioxidans entschärft es freie Radikale und bietet somit den Mitochondrien – den Körpereigenen Kraftwerken – besonderen Schutz.
Wie Antioxidantien uns schützen:
Freie Radikale sind sauerstoffhaltige Moleküle, denen in ihrer chemischen Struktur ein Elektron fehlt. Sie sind unvollständig und suchen nach einem passenden Elektron um wieder vollständig zu werden. Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Entsteht ein freies Radikal dauert es keine zehntel Sekunde bis es dem nächstbesten intakten Molekül das ihm fehlende Elektron entreißt. Da diesem Molekül nun ein Elektron fehlt, wird es zum freien Radikalen und so beginnt eine Kettenreaktion.
Dieser Elektronenraub wird Oxidation genannt. Übersteigt diese Oxidationen das erträgliche Ausmaß, spricht man von oxidativem Stress. Antioxidantien geben dem freien Radikal freiwillig eines ihrer Elektronen ab. Da ein Antioxidans niemals selbst zum freien Radikal wird, weil es, nachdem es ein Elektron abgegeben hat, sofort wieder in seine antioxidative Form gebracht wird, unterbricht es somit abrupt die Kettenreaktion und setzt ihr ein schnelles Ende.
Darum sollte stets darauf geachtet werden, über die Nahrung genügend Antioxidantien aufzunehmen.
Viele Antioxidantien enthalten: Gemüse, Obst, Wildpflanzen, Nüsse, Keimlinge
Wenige Antioxidantien enthalten: Getreide, Fleisch, Milchprodukte
Melatonin kann aber noch mehr:
- Auch Zellen der Netzhaut im Auge bilden das Hormon, dort ist es an der Reparatur von Lichtsinneszellen beteiligt, welche für die hell/dunkel-Anpassung des Sehens erforderlich sind. Auch für die Freisetzung mancher Botenstoffe im Auge ist es notwendig.
- Dickdarmzellen stellen ebenfalls Melatonin her. Hier fördert es die Peristaltik, vermindert Entzündungsreaktionen und fördert die Aktivität der Darmbakterien.
- Melatonin hat eine hemmende Wirkung auf die Magensäureproduktion, kontrolliert überdies die Funktion des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre und scheint die Speiseröhre vor säurebedingten Schäden zu schützen.
Häufig leiden Menschen mit Sodbrennen auch an Schlafstörungen. Ist dies der Fall, liegt der Verdacht nahe, dass ein Melatoninmangel vorliegt und er die Ursache gleich beider Probleme ist. Erhöht man nun den Melatoninspiegel auf einen gesunden Level, dann können sowohl die übermäßige Säureproduktion als auch der Schlaf reguliert werden.
Zu den melatoninmangelbedingten Symptomen zählen
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Leichter Schlaf mit häufigem Aufwachen
- Unregelmässigkeiten der Schlafzeiten bei Schichtarbeit können nicht kompensiert werden
- Traumlosigkeit
- Depressionen
- Stimmungsschwankungen
- Migräne
- Sodbrennen
- Gedächtnisschwäche
- Schnellere Hautalterung
Melatoninspiegel messen
Den Melatoninspiegel kann man im Blut, im Speichel oder im Urin überprüfen. Bluttests führt der Arzt durch. Melatonin-Heimtests (meist Speichel-Tests) sind für ca. 50 Euro im Online-Handel erhältlich.
Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel
In Form von Kapseln oder Tabletten zugeführtes Melatonin wird relativ schnell resorbiert, hauptsächlich über die Leber abgebaut (metabolisiert) und über den Urin ausgeleitet.
Eine Veränderung des Melatoninspiegels im Blut kann zu Störungen des Schlaf/Wach-Rhythmus, zu leichtem Schwindel und zu Unkonzentriertheit führen. Aufgrund von bisher unzureichenden Forschungen sollte während einer Schwangerschaft oder Stillzeit darauf verzichtet werden. In Kombination mit manchen Medikamenten wie z.B. Antiepileptika, Antidepressiva etc. kann es zu Wechselwirkungen kommen.